Kontroversen und teils sehr differenzierte Ansichten –
Alle Cannabinoide über einen Kamm scheren?
Wie der Hase laufen kann, kann man sehr gut an diesem Dokument aus 2015 sehen mit dem tollen Titel:
Cannabinoide in der Medizin – Überblick über die Studienlage zum therapeutischen Einsatz von Cannabinoiden – Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft – Fachausschuss der Bundesärztekammer – März 2015
Die folgende Passage ist vielleicht etwas unglücklich gewählt, gerade bei unerfahrenen Behandlern oder Lesern:
„Wegen der psychotropen Wirkungen der Cannabinoide ist eine Verblindung häufig nicht möglich„
Zum Glück wurde dieser Artikel 2017 einer Revision unterzogen. trotzdem ist dieser Artikel aus 2015 noch sehr prominent zu finden. Hier die neue Revision aus 2017.
Stellungnahme zu Cannabis (und extrahierter Wirkstoffe) in der Epilepsiebehandlung
Mit etwas Recherchearbeit kommen wir zu einem ähnlichen Resultat. Wie erwähnt sind in Cannabis viele, viele Cannabinoide vorhanden. Wenn wir von Epilepsie reden, wollen wir auf CBD (Cannabidiol) hinaus oder auch Cannabidivarin – CBDV. Also, wenn CBD psychotrop wäre, warum kann man CBD-Tropfen vom Drogeriemarkt DM beziehen? Schon hier sollte man stutzig werden über diesen Bericht aus 2015. Fairer Weise muss man sagen, dass im Jahre 2015 solche Mittel in der Reinheit ohne THC oder andere Mittel eventuell nicht verfügbar waren. Das können wir an dieser Stelle nicht prüfen. Das gleiche gilt wohl für CBDV. In einigen Publikationen wird direkt die Aussage getroffen, das CBD nicht psychotrop ist, beispielsweise in (4), (5), (6), (7).
Der Vorsitzende des ECDD-Ausschusses (Expert Committee on Drug Dependence – sozusagen der Sachverständigenausschuss für Drogenabhängigkeit) und der WHO-Generaldirektor, Dr. Tedros Adhanom Ghebreyesus spricht dem Generalsekretär der Vereinten Nationen, António Guterres, am 23.07.2018 die folgenden Empfehlungen aus.
„There is no evidence that CBD as a substance is liable to similar abuse and similar ill-effects as substances in the 1961 or 1971 Conventions such as cannabis or THC, respectively.„
Übersetzt:
Es gibt keine Belege dafür, dass CBD als Substanz in den Übereinkommen von 1961 bzw. 1971 wie Cannabis oder THC zu Missbrauch und ähnlichen Beeinträchtigungen führen kann.
Weiterhin:
„There are no case reports of abuse or dependence relating to the use of pure CBD. No public health problems have been associated with CBD use.
CBD has been found to be generally well tolerated with a good safety profile. Adverse effects of CBD use include loss of appetite, diarrhoea, and fatigue.„
Übersetzt:
Es liegen keine Fallberichte über Missbrauch oder Abhängigkeit im Zusammenhang mit der Verwendung von reinem CBD vor. Mit der Verwendung von CBD sind keine Probleme der öffentlichen Gesundheit verbunden.
Es wurde festgestellt, dass CBD im Allgemeinen mit einem guten Sicherheitsprofil gut vertragen wird. Zu den Nebenwirkungen von CBD zählen Appetitlosigkeit, Durchfall und Müdigkeit. Referenzlink.
Liest man nun weiter, dann findet man im deutschen Wikipediaeintrag den Wortlaut „kaum psychoaktives Cannabinoid“. In der englischsprachigen Wiki ist man anderer Meinung. „CBD does not appear to have any psychotropic („high“) effects such as those caused by ∆9-THC in marijuana„. Übersetzt: „CBD scheint keine psychotropen („high“) Effekte zu haben, wie sie durch ∆9-THC in Marihuana verursacht werden.“
Als Endnote kann man jedoch folgendes sagen: CBD ist nicht psychoaktiv. Dass heißt auf medizinischer Basis sicherlich, das die gewünschte berauschende Wirkung von Cannabiskonsumenten fehlt (12). Vielmehr ist ein (positiver) Effekt auf die Psyche sicherlich vorhanden.