Epilepsiehunde – Assistenzhunde
Wer regelmäßig viele und/oder schwere Anfälle hat und noch dazu ein Hundefreund ist, für die oder den könnte ein Epilepsiehund eine wahre Bereicherung und eine Hilfe im Alltag sein. Hier möchten wir euch umfassend über diese spezielle Assistenzhunde informieren. Zunächst einmal wird unterschieden zwischen einem Epilepsiewarnhund und einem Epilepsieanzeigehund. Wir stellen Ihnen beide vor und erklären Ihnen den Unterschied. Über mögliche Zuschüsse werden Sie ebenso am Ende dieses Textes informiert.
Video: Hunde, die frühzeitig Epileptische Anfälle erkennen
Der Epilepsiewarnhund
Schon im Jahr 1985 wurde ein Hund bekannt, der epileptische Anfälle im Voraus anzeigen konnte. In den USA werden seit 1996 Assistenzhunde für Menschen mit Epilepsie ausgebildet. In Deutschland seit 2004. Eine Ausbildung dauert generell 18-24 Monate.
Hunde, die die Fähigkeit besitzen, den Betroffenen zu warnen, müssen diese Gabe von Geburt an haben. Lernen, können sie sie nicht. Haben sie die Fähigkeit, sind sie bereits ab der 3. Lebenswoche dazu in der Lage, Anfälle zu erkennen. Laut einer Studie der Universität in Florida aus den Jahren 1997-1998 ließ sich feststellen, dass die Herkunft, das Alter, die Art der Arzneimittel, das Geschlecht und die Dauer der Erkrankung keine Rolle auf die Fähigkeit epileptische Anfälle zu bemerken hatten. Schon 2001 wies eine Studie der Organisation Support Dogs aus England gemeinsam mit der Universität von Plymouth auf, dass sich die Anfälle der Betroffenen durch den Assistenzhund verringern konnten.
Der Hund kann vielen Betroffenen ein großes Stück an Lebensqualität zurückgeben. So erzählen viele, dass sie wieder zu Unternehmungen bereit sind, die sie sich zuvor aus Angst vor einem Anfall nicht zu trauten. Leider liegt es auch nicht in der Macht des Hundes, alle Anfälle verhindern zu können. Aber er kann sie vorwarnen. Hunde tun dies in der Regel, in dem sie ihrem Herrchen die Pfote auflegen, sie anstupsen oder ablecken. Der Hund merkt den Anfall bei 90-100 % aller fokalen Anfälle mehrere Minuten zuvor so dass sie noch Zeit haben, sich hin zu setzen und somit die Gefahr eines Sturzes zu bannen.
Aufgaben eines Epilepsiewarnhundes:
- fokale Anfälle mehrere Minuten im Voraus erkennen
- (durch zusätzliche Förderung des Hundes) verhindert der Hund die Besteigung von Treppen unmittelbar vor Anfällen
- Beisein des Betroffenen in der Öffentlichkeit um im Straßenverkehr für seine Sicherheit zu sorgen
- Ggf. nach dem Anfall den Betroffenen nachhause begleiten, da die Orientierung nach einem Anfall oft nachlässt und Betroffene in den meisten Fällen Schlaf benötigen
Dem Epilepsiewarnhund kann zusätzlich beigebracht werden:
- Erinnerung der Arzneimitteleinnahme bei evtl. vergessen
- Smartphone nach Anfall bringen, um jemanden zu kontaktieren
- Umgang mit einem Notfalltelefon, um Hilfe zu holen
Voraussetzungen für einen Epilepsiewarnhund:
- Der Betroffene ist trotz Medikamenteneinstellung nicht anfallsfrei
- Der Betroffene ist in der Lage und willens, mit dem Hund eine enge Bindung einzugehen und zu erhalten
- Die engste Bindung, die der Epilepsiewarnhund zu einem innerhalb einer Familie haben darf, ist der Betroffene selbst, damit er genau weiß, auf wenn er aufpassen soll. Die übrigen Familienmitglieder sollten sich mit der Bindungseingehung zum Hund zurückhalten.
- Der Betroffene muss durchgehend Tag und Nacht mit dem Epilepsiewarnhund zusammen verbringen/in seiner Nähe verbringen, damit schnelle Hilfe gewährleistet werden kann.
- Der Betroffene darf keine anderen Hunde im Haushalt halten, um den Epilepsiewarnhund nicht bei seiner Arbeit zu stören
- Sofern der Epilepsiewarnhund für ein Kind ausgebildet ist, sollte in erster Linie das Kind den Wunsch nach einem Hund aufbringen, nicht dessen Eltern.
- Das betroffene Kind sollte ein Mindestalter von 6 Jahren aufweisen, in Ausnahmefällen und in Absprache mit dem Assistenztrainer ist es jedoch bereits ab einem Alter von 4 Jahren möglich, den Epilepsiewarnhund zu halten
- Der Betroffene sollte selbstverständlich frei von Hundehaarallergien sein
Höchst interessant ist auch die sogenannte „Frontal hemodynamic changes precede EEG onset of temporal lobe seizures“ Studie von Seydal, aus dem Jahre 2013. Man fand heraus, dass sich unmittelbar vor fokalen Anfällen der Sauerstoffpartialdruck, und die Sauerstoffsättigung verändern. Obwohl die Studie nicht in Verbindung mit Epilepsiewarnhunden durchgeführt wurde, konnte dennoch der Entschluss daraus gezogen werden, auf was Hunde reagieren, wenn sie Epileptiker vor Anfällen warnen.
Die Ausbildung des Epilepsiewarnhundes
24 Stunden nach der Geburt des Hundes wird der Welpe das erste Mal getestet, um zu prüfen, ob er als Epilepsiewarnhund in Frage kommt. Ist er sechs Wochen alt, wird sein Charakter getestet. Sprich, sein natürliches Temperament und die Auswirkungen der des Verhaltens des Züchters dem Hund gegenüber. Im Anschluss wird die Entscheidung gefällt, ob für den Hund die Ausbildung beginnt oder nicht. Sofern er dafür geeignet ist, wird er in der 8. Lebenswoche zum Klienten gebracht, die letzten Tage der Prägung des Züchters werden hier noch berücksichtigt.
Vor der Ankunft des Hundes ist es zwingend erforderlich, dass sich der Betroffene sowie sein soziales Umfeld auf den Hund vorbereiten. Das soll heißen, dass sie in einem intensiven, theoretischen Kurs folgendes vermittelt bekommen:
- Wie der Hund denkt und lernt
- Kommunizierung mit dem Hund bei Missverständnissen in der Mensch-Hund-Beziehung
- Bedürfnisse des Hundes
Sobald der Hund beim Klienten ist, lernt der Betroffene in der Praxis nicht nur eine Beziehung zu ihm aufzubauen, sondern auch eine Führungspersönlichkeit zu entwickeln.
Das sind wichtige Voraussetzungen für die Arbeit des Hundes. So weist der Hund auf der einen Seite ein hohes Maß an Grundgehorsam auf und der Betroffene und der Epilepsiewarnhund haben eine enge soziale Bindung, weil der Betroffene sich auch mit den Bedürfnissen des Hundes beschäftigt. Dies hat den Vorteil, dass der Epilepsiewarnhund sehr Früh vor Anfällen warnen kann. Zwischen der 10-12. Woche sind sie meist schon dazu in der Lage.
Die Ausbildung muss möglichst individuell auf den Betroffenen abgestimmt werden. Z.B. muss er wissen, wenn genau er im Falle eines Anfalls benachrichtigen muss.
Hunde, die einen Territorialinstinkt besitzen, sind für die Aufgaben nicht geeignet. Sehr häufig werden Golden Retriever und Labradore für die Arbeit eines Epilepsiewarnhundes eingesetzt. Sie gehören zu den Jagdhunden und weißen damit ein hohes Maß an Intelligenz und Ausdauer wie auch Feingefühl und Sozialverhalten auf. Darüber hinaus können sie selbständig arbeiten. Deshalb werden sie bevorzugt als Berg-und Lawinenhund eingesetzt, ebenso als Begleithunde oder für die Drogensuche. Die Ausbildung dauert lange und erfordert sehr viel Geduld. Außerdem muss der Hund auch danach immer wieder gefordert werden.
Epilepsieanzeigehunde
Entgegen den Epilepsiewarnhunden warnen Epilepsieanzeigehunde nicht vor Anfällen, sondern reagieren auf bereits geschehene Anfälle. Dem Epilepsieanzeigehund wird beigebraccht, beim Auftreten eines Anfalles auf diesen zu agieren und Hilfe zu alamieren wie beispielsweise den Angehörigen Bescheid zu geben.
Aufgaben eines Epilepsieanzeigehundes:
- Bei Auftreten eines Anfalls informiert der Epilepsieanzeigehund Angehörige. Dies kann durch bellen geschehen, aber auch durch die Betätigung eines Notfalltelefons oder den Notrofknopf
- Ggf. das Bringen der Notfallmedikamente
- Beruhigen durch Nähe und Wärme spenden
- Bringung des Smartphones
- In der Nähe des Betroffenen bleiben, um sich nicht selbst der Gefahr des Straßenverkehrs auszuliefern
Voraussetzungen für einen Epilepsieanzeigehund
- Minimum ein primär generalisierter (Grand Mal Anfall) Anfall pro Monat
- Der Betroffene ist trotz Medikamentöser Einstellung nicht anfallsfrei
- Der Betroffene kann die Vorrausetzungen für einen Epilepsiewarnhund nicht erfüllen oder will nicht vor einem Anfall gewarnt, nur nach oder während diesem geholfen werden
- Der Betroffene ist Tag und Nacht mit dem Epilepsieanzeigehund zusammen
- Der Betroffene darf keine Allergien dem Hund gegenüber aufweisen
Kosten des Epilepsiewarnhundes:
Ein Epilepsiewarnhund ist sehr teuer, bis zu 25.000 € kann ein solcher kosten. Doch das sollte Sie nicht abschrecken. Inzwischen gibt es Mittel und Wege, diesen zu bezahlen. Hier folgende Möglichkeiten:
Sie können Stiftungen anschreiben, die sich gezielt für Assistenzhunde einsetze.
Übernahme der Kosten durch Krankenkassen:
In Einzelfällen wurden Teile der Kosten auch von der Krankenkasse übernommen. Dies kommt jedoch selten vor. Wenden Sie sich an Ihre Krankenkasse, um hierüber näheres zu erfahren. Bleibt noch zu erwähnen, dass der Bundesrat kürzlich forderte, dass Menschen, die tagtäglich der Hilfe bedürfen, besser unterstützt werden sollen. Ebenso wollen auch die einzelnen Bundesländer, dass Asisstenzhunde (Epilepsiehunde, Diabetikerhunde, Schlaganfallhunde etc.) in den Hilfsmittelkatalog mitaufgenommen und damit von den Krankenkassen bezahlt werden müssen. Dies hätte auch den Vorteil, dass Klarheit bei dem Steuerabzug herrscht.
Sie können einige Kosten für den Epilepsiehund auch über den Behindertenpauschbetrag absetzen. Hierfür müssen Sie eine gewichtige, unveränderliche Voraussetzung wie eine Krankheit, Behinderung oder Pflegebedürftigkeit aufweisen.
Die Wahl bleibt bei Ihnen. Ob Sie den Situationsbedingten Mehraufwand wie für die Pflege oder die Wäsche in den Behinderten-Pauschbetrag eingegeben wollen oder aber die Kosten separat geltend machen und nachweisen möchten.
Vor geraumer Zeit gab es einen Fall, bei dem eine Frau die Epilepsie hatte, zudem im Rollstuhl saß und einem Ausweis von einem GdB von 100 und den Merkzeichen G, aG und B besaß klagte, weil sie zu dem in Anspruch genommenen Behinderten-Pauschbetrag von 924 € die Kosten für die Hundepension ihres Assistenzhundes (Epilepsiewarnhund) in Höhe von 725 € als haushaltsnahe Kosten geltend machte und darüber hinaus Aufwendungen für das Tier im Wert von 860 € als außergewöhnliche Belastungen absetzte. Das Finanzamt Baden-Württenberg wollte jedoch nur den Behinderten-Pauschbetrag gewähren.
Die Richter entschieden, zu Gunsten des Finanzamtes Urteil vom 30.11.2016, 2 K 2338/15, nur den Behinderten-Pauschbetrag zu akzeptieren. Mit der Begründung, dass man für Behinderungsbedingte Kosten entweder den Behinderten-Pauschbetrag nutzen könne oder über die einzeln eingereichten Rechnungen als Außergewöhnliche Belastungen abziehen kann. Beides geht nicht. Allerdings war die Klägerin mit diesem Urteil nicht zufrieden und hat sich damit an den Bundesfinanzhof gewandt. Dieser hat noch nicht darüber entschieden.
Begründung der Richter:
Die einzig zugelassene Ausnahme zusätzlich zum Behinderten-Pauschbetrag sind sogenannte atypische Aufwendungen, die nur einmalig oder unregelmäßig eingereicht werden. Diese können sie als Außergewöhnliche Belastungen geltend machen. Hierunter fallen kosten wie Heimdialyse, krankheitsbedingte Arzneimittel inklusive behinderten gerechter Umbau der Wohnung. Ein Grund zur Anwendung der Ausnahme für den Epilepsiewarnhund war nach Ansicht der Richter hier nicht der Fall.
Da sich die Hundeperson außerhalb des Haushalts und damit nicht innerhalb der eigenen 4 Wände befand, konnten diese auch nicht als Steuerermäßigung für haushaltsnahe Dienstleistungen in Betracht gezogen werden.
Liebe Leser,
wir möchten euch so viele Informationen wie möglich weitergeben. Doch trotz sorgfältiger Recherche und Suche nach passenden Hundeschulen, die Epilepsiewarn- und Anzeigehunde ausbilden, sind wir leider nicht überall fündig geworden. In der Schweiz ist das Angebot leider sehr gering.
Zentren für Assistenzhunde in Deutschland
Baden-Württemberg
Keine Angaben
Bayern
Patronus – Assistenzhunde – Herzenswünsche erfüllen
Klettenberg 20
97318 Kitzingen
Web: https://www.patronus-assistenzhunde.de/epilepsiewarnhunde/
Berlin
Keine Angaben
Brandenburg
Keine Angaben
Bremen
Hamburg
DOGGY-CAMP Mobile Hundeschule
Amandastr. 85 B
20357 Hamburg
Hessen
Keine Angaben
Mecklenburg-Vorpommern
Keine Angaben
Niedersachsen
Epilepsiehunde Vermittlung
Im Wiesengrund 4
31162 Bad Salzdetfurth
Nordrhein-Westfalen
Rheinland-Pfalz
Keine Angaben
Saarland
Hundeschulengelände Ormesheim
Am Hunacker Hof
66399 Mandelbachtal
Sachsen
Keine Angaben
Sachsen-Anhalt
Keine Angaben
Schleswig-Holstein
Akademie für Assistenzhunde AfA
Hüttener Weg 2
24358 Ascheffel
Thüringen
Servicehunde Mitteldeutschland
Walkmühlstraße 1a
99084 Erfurt
Web: http://www.servicehunde-mitteldeutschland.de/kontakt.html
Zentren für Assistenzhunde in Österreich
Burgenland
Kärnten
Ausbildungszentrum Pfotenassistenz Kärnten
Niederösterreich
Assistenzhunde Reithner
Tierschutzqualifizierte Hundetrainerin &
Assistenzhundeschule
Pargatstetten 7
3662 Münichreith
Oberösterreich
Partner-Hunde Österreich / Assistance Dogs Europe
Weitwörth 1
A-5151 Nussdorf
Salzburg
Siehe Oberösterreich
Steiermark
Tirol
Verein Therapiehunde Mensch & Tier
Leitenweg 10
7551 Stegersbach
Vorarlberg
Vorarlberger Assistenzhundezentrum Helfende Pfote
Wälderstrasse 51
A 6923 Lauterach
Wien
Veterinärmedizinische Universität Wien – Messerli Forschungsinstitut
Veterinärplatz 1
1210 Wien
Zentren für Assistenzhunde Schweiz
Basel
Keine Angaben
Bern
Genf
Keine Angaben
Luzern
Verein Therapiehunde Schweiz
Web: http://www.therapiehunde.ch/
Tessin
Keine Angaben
Zürich
Keine Angaben